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ROCK ME AMADEUS (I)

er war superstar,
er war populär,

er war so exaltiert,
because er hatte flair

er war ein virtuose,
war ein rockidol
und alles rief:
‘come on and rock me, Amadeus’ ..

Falco

Serenissima Repubblica di Venezia

Es ist 07:00 und die Sonne ist gerade aufgegangen.
Ich sitze auf einer Bank und starre auf das Wasser.

Don Giovanni ist bei mir, leise, auf meinem Handy
und ich stelle mir vor, dass Mozart hier, in Peschiera del Garda,
mit einer klappernden Kutsche unterwegs war.
Er unternahm drei Reisen nach Italia und vielleicht führte sein Weg dreimal über die Via Gallica.
Es wäre eine logische Zwischenstation gewesen, mit der Festung.

Vielleicht hat er hier auch gesessen und aufs Wasser geschaut.
Vielleicht hat er hier Inspiration gefunden.
Vielleicht, vielleicht ..

Italia, die Wiege der Oper, und noch so viel mehr.
Zur Zeit Mozarts war dies die Serenissima Repubblica di Venezia.
Mit Venezia, die Hauptstadt der Region
und Verona, die Hauptstadt der Provinz.

Venezia & Verona

Während seiner ersten Reise, die er übrigens gemeinsam mit seinem Vater und zugleich Lehrer unternahm,
war Verona ihre längste Zwischenstation.
Hier spürte Mozart zum ersten Mal wirklich, dass er angekommen war.
Er schrieb an seine ‘carissima sorella de tutte’, die er liebevoll Nannerl nannte:
‘Ormai qui cessa il balordo tedesco, e comincia il balordo italiano’.
Sie hingegen nannte ihn Wolferl, und dank ihrer Briefe können wir diese Zeit heute noch lebendig miterleben.

In Verona gab er ein Konzert in der ältesten Musikakademie Europas (vielleicht sogar der Welt),
der Sala della Conversazione (heute Sala Maffeiana),
der Accademia Filarmonica di Verona.
Dieses Konzert gilt oft als Mozarts erstes öffentliches Auftreten in Italia.
Einen Tag später wurde sein Porträt angefertigt, das Ritratto Veronese,
das heute genau an dem Ort hängt, an dem das Konzert stattfand.

Verona war für Mozart ein symbolisches Tor zur italienischen Musikwelt.
Venezia hingegen war zu dieser Zeit das Zentrum der Oper.
La Fenice existierte noch nicht,
aber die ganze Stadt war ein Opernhaus unter freiem Himmel,
besonders während des Karnevals, wenn Mozart dort war. 
Hier wurden Opern nicht nur aufgeführt, sie lebten in jeder Gasse, auf jedem Platz.
Ganz anders als in Verona, wo Oper damals eher in geschlossenen Kreisen
gespielt wurde.

À propos Freiluft, die Arena di Verona wurde erst ein Jahrhundert später zu dem,
was sie heute für die Oper ist.
Mozart hätte vor Freude sicher einen Luftsprung gemacht !

Ah Oh Oper(a)

Mozart schrieb insgesamt 20 bis 25 Opern, je nachdem, wie man zählt.
Einige blieben unvollendet, manche gingen verloren und es gab auch Kooperationen.
Aber es waren auf jeden Fall viele.

Übrigens, sein letztes Werk, sehr passend ein Requiem, trägt die Nummer KV 626.

Mozart lebte in der Zeit der Aufklärung,
eine Ära der Ablehnung von Adel und Autorität.
Die alte Ordnung begann zu wanken, und ganz Europa spürte das,
auch wenn die Französische Revolution erst nach Mozarts Tod ausbrach.

All das klingt in seiner Musik mit, wenn man genau hinhört.
Le nozze di Figaro verspottet den Adel,
Don Giovanni warnt vor Machtmissbrauch,
und Così fan tutte, stellt traditionelle Rollenbilder in Frage.

Don Giovanni

Das Fundament für Don Giovanni lag eigentlich bei Kaiser Joseph II.,
dem Habsburger Herrscher, der großes Interesse an der Oper hatte.
Er regierte über den riesigen Flickenteppich des Heiligen Römischen Reichs.
Sowohl Mozart als auch Lorenzo Da Ponte waren dort angestellt, in Wien.
Hätten sie sich sonst überhaupt gefunden ?

Gemeinsam schufen sie das, was heute als die drei italienischen Opern Mozarts bekannt ist,
auch wenn sie höchstwahrscheinlich in Wien geschrieben wurden.

Da Ponte, geboren und aufgewachsen in Venezia,
hatte sich nach einem ausschweifenden Leben voller Skandale entschieden,
seine Heimat zu verlassen.
Das war freiwillig, aber er hatte eigentlich keine Wahl
weil er so viele Feinde hatte, sogar bei der Kirche, und das für einen zurückgetretenen Priester.

Ein Vierteljahrhundert zuvor war dort auch Giacomo Casanova geboren worden.
Dieser Mann führte ein ebenso libertines Leben wie der Librettist.
Obwohl die Geschichte von Don Giovanni auf älterer europäischer Folklore und Literatur basiert
(die Legende von Don Juan), muss Casanova eine Inspiration gewesen sein.

Da Ponte war mit Casanovas Ruf vertraut.
Die beiden bewegten sich in denselben kulturellen und sozialen Kreisen,
und obwohl es keine Beweise gibt, müssen sie sich damals im Caffè Florian am Piazza San Marco getroffen haben.

Don Giovanni, der Archetyp des Libertin.
Casanova, der Prototyp dessen.

Madamina

Die drei italienischen Opern sind genial,
genau wie die drei Italienreisen meines Lieblingsgenies.

Aber wenn es mir nicht gut geht, oder gerade zu gut,
dann ist es Don Giovanni, der mich wieder mit beiden Beinen auf den Boden bringt.
Oft vor Tränen und manchmal vor Lachen, so wie jetzt.

Und bei Madamina muss ich immer lachen, doch heute höre ich anders hin.
Ich lache, doch fühle ich auch eine innere Unruhe.

Die Arie ist voll von Zahlen, doch plötzlich fühle ich mich leer beim Zuhören.
Leporellos Liste passt perfekt in die Zeit der Aufklärung,
eine Zeit der Klassifikation und Statistik,
als könnte man die Liebe in Tabellen messen.

Plötzlich ist es genial und gleichzeitig unheimlich, genau wie das Leben selbst ?

Claudia Lago di Garda

la vostra corrispondente a Peschiera del Garda
(oggi da una panchina a Via Mazzini)

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